Ein “G” für alle Fälle

Die Geschichte des 300GE  (W463) Baujahr 1990

Nach dem wir im Jahr 2000 im Sommer mit dem 300SEL (W126 ) in Finnland waren, ließ uns der Gedanke nicht los, Finnland auch einmal mitten im Winter zu erleben. Also planten wir Weihnachten 2003 und Neujahr dort zu verbringen. Damals waren die Winter dort noch ziemlich schneereich und kalt. Schon etwa ein Jahr vorher war ich auf der Suche nach einem geeigneten Fahrzeug. Natürlich sollte es Allradantrieb haben. Damit war die Auswahl schon ziemlich begrenzt, insbesondere wenn man mit 4 Personen und entsprechendem Gepäck reisen wollte. Es kamen eigentlich nur Geländewagen in Frage. Die Japaner (Mitsubishi und Toyota) waren ziemlich klein und boten wenig Platz. Auch ein JEEP Cherokee war zu klein. Außerdem waren V8 Modelle wegen des Spritverbrauchs auch nicht auf der Liste. Blieb nur noch ein langer „G“. Die waren (gebraucht) wegen der großen Nachfrage aus Russland „rar wie Schnee in der Wüste“ und meist unbezahlbar. Nach monatelangem Suchen im Internet, dann endlich ein langer 300GE aus 4. Hand bei Mercedes in Singen am Bodensee. Erstzulassung Mercedes in Oldenburg 1990. Mit 14k Euro war er auch noch bezahlbar. Der letzte Besitzer hat ihn als Jagdwagen benutzt!

Der G auf Brac 

Der G auf der Insel Brac / Kroatien 2003

Die Substanz war gut und es waren ca. 160.000 auf dem Tacho. Um Erfahrungen zu sammeln und Schwachstellen herauszufinden wurde erst mal nur das nötigste gemacht, darunter neue Reifen. Leider hat sich die Zylinderkopfdichtung noch während der Gewährleistung verabschiedet. Damit war vermutlich der Profit vom MB in Singen aufgebraucht. Ausprobiert haben wir das Ganze auf unserer Sommerurlaubsfahrt nach Kroatien. Drei Wochen auf der Insel Brac mit einer gemütlichen Anfahrt in zwei Etappen. Auf der Insel selbst dann zumindest die ersten Schotterstraßen. Unbeeindruckt hielt der G durch. Auf der Rückfahrt haben wir mal getestet wie es ist über eine Art freies Gelände zu fahren. Die Kolonne vor uns war einfach zu lang und so ging es querfeldein auf eine vermutete alternative Straße. Das Manöver stellte sich als erfolgreich raus.

Winter 2003 Finnland 

Der G am Pula See bei Kangasnimie

Auch in St. Christina legte ich sie mal auf, denn die Abfahrt vom Hotel Ciamp ist sehr gefährlich, wenn über zwei Tonnen ins Rutschen kommen. Der Urlaub in Finnland war unvergesslich Der G brachte uns wohlbehalten hin und zurück. Der „Block Heater“ war perfekt. In dem Car Port gab es eine Steckdose für solche Fälle und bei -27°C hatten wir rasch ein warmes Auto und der Kaltstart war ein Kinderspiel. Überhaupt die Technik aus den 80er Jahren ist robust und zuverlässig. In punkto Zuladung gab es auch keine Probleme. Selbst Eisstöcke, Schlittschuhe und Eishockey Schläger sowie spezielle Winterstiefel alles hatte Platz hinter der Rückbank. Wieder zu Hause waren wir froh und zufrieden mit unserer Entscheidung mit einem G nach Finnland zu fahren.

Wieder zu Hause begannen die echten Vorbereitungen für den Einsatz im hohen Norden. Die Reifen waren M&S tauglich. Die Windschutzscheibe hatte einen Sprung und wurde durch eine heizbare getauscht. Die Batterie wurde auf 100AH aufgerüstet und große Zusatzscheinwerfer am Grill montiert. die LIMA hat 143A. Der Motorblock erhielt einen „Block Heater“ den man an 240V anschließen konnte. Der Thermostat wurde gegen einen etwas „Heißeren“ getauscht, damit waren wir gut gerüstet. Zur Sicherheit hatten wir auch noch 4 Ketten dabei. Die habe ich dort nie gebraucht, aber hier um die Ecke um einen ML und einen Toyota Land Cruiser auf verschneiten Waldwegen zu bergen.

G im Schnee in St Christina 

In St. Christina

G mit Eiszapfen 

Hard Core mit Ketten

Erfahrungen

In den zurückliegenden Jahren wurde der G zu unserem „Expeditionsfahrzeug“ Gerne nahmen wir ihn mit zum Skifahren nach St. Christina, in die Toskana, an den Neusiedlersee und natürlich auf unsere Nordlandtour 2014 (Schweden und Finnland) und unsere Südost Europatouren 2019 und 2022 (Österreich, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und zurück). Je schlechter die Wetter- und Straßenverhältnisse sind desto wohler fühlt sich der G. Ob im schneereichen Waldviertel / Niederösterreich oder im schlammigen Stutzbach bei Tulcea in Rumänien in beiden Fällen war der G in seinem Element. Autobahnfahrten im G sind ein notwendiges Übel um rasch von A nach B zu kommen. Mit 120-130km/h schwimmt man gut mit. Der Spritverbrauch liegt dann so bei 13-14L/100Km.

Im Schnee in Liebenau 

Das ist noch Winter und Schnee in Liebenau

Im Schnee in Liebenau 1 

Der G im Schnee

Probleme

Motor, Getriebe (5 Gang, mechanisch) und Achsen sind extrem robust. Natürlich war auch mal der Auspuff zu erneuern. Der Sitzbezug auf der Fahrerseite wurde gewechselt. Die Wurzelholzausstattung der Mittelkonsole wurde restauriert. Außer einem Radlager rechts, zwei Spurstangenköpfen, einer Stoßdämpferhalterung HL, der pneumatischen Leuchtweitenregelung, einem Fensterheber HL, dem Schalter und einem Tachowellenritzel gab es keine mechanischen Probleme. Nur einmal als sie gebraucht wurden, haben die Schalter im Motorraum zum Betätigen der Sperren nicht so gewollt wie ich, und das ausgerechnet auf einer Alm bei Sibiu (Hermannstadt) Rumänien. Caramba Rasant hat das Problem schnell gelöst.

Auf der Alm bei Sibiu 

auf der Alm bei Sibiu (Hohe Rinne)

Der G in Satu Mare 

Der G in Satu Mare Rumänien

Sommer in Finnland 

in der Nähe von Juva /Finnland

Verbesserungen

Neben den oben erwähnten zusätzlichen Einbauten für Finnland, gab es eine neue Hecktüre (Rost unten) etliche kg Edelstahlschrauben, einen Schalter zum einschalten des Zusatzlüfters manuell, in der Mittelkonsole (braucht man eigentlich nicht), einen originalen Behr Kühler (ist 4mm tiefer wie der von Nissen), eine Alarmanlage (wegen der SO Europatour, war eigentlich unnötig), einen 240V Wechselrichter (man weiß ja nie…), Fünflochfelgen 15 Zoll mit Sommer- und Winterreifen und Stoßdämpfer für „schlechte Wege“. Wurden aber für die 2. SO Europatour „zurück auf normal“ gerüstet. Da der G vollbeladen an die 3 Tonnen wiegt sind die normalen Bremsen vorne schnell heiß. Nun ist die Bremsanlage von 500GE vorne verbaut. (innenbelüftete Scheiben). Zu guter Letzt gabs noch einen neuen Lederbezug fürs Lenkrad. Nur der Tacho hat das bekannte „Zahnradproblem“ lässt sich aber leicht reparieren

Fazit

Der G ist ein Arbeitstier und mit Umgeklappten sitzen hat man hinten Stauraum „ohne Ende“ was sehr hilfreich sein kann… Auch mit nun mehr 30 Jahren ist er dank guter Pflege immer noch ein „Hingucker“. Er fährt sich souverän und entspannt trotz seiner Größe.